Das Sakramentshaus

Die Anfertigung des Sakramentshauses fällt in die Zeit um 1480. Seither hat dieses beachtliche Zeugnis der Steinmetzkunst wieder-holt seinen Standort innerhalb der Kirche gewechselt. Zunächst befand sich das Sakramentshaus im Altarraum dort, wo heute der Ein- gang zur Sakristei liegt. Beim Kirchenumbau 1906 bekam es einen Platz an der südlichen Innenwand des Kirchenschiffs und rahmte hier ein militärisches Ehrenmal. Zuletzt wurde es Mitte der 70er Jahre, zugleich den nicht mehr benutzten Aufgang zur Kanzel verschließend, am jetzigen Ort aufgestellt.
In der heute leeren Nische stand ursprünglich ein kunstvoll aus Edelmetall gefertigtes Behältnis, bezeichnet als Monstranz. In ihr war eine geweihte Hostie (Oblate) zu sehen. Durch sie sollte dem Betrachter ermöglicht werden, den in der Hostie vergegenwärtigten Leib Christi auch außerhalb der sakramentalen Feier des Heiligen Abendmahls (Messfeier) anbetend verehren zu können. Um die Monstranz vor unbefugtem Zugriff zu schützen, gehörte zu der Nische eine verschließbare Tür, die zur Gewähr-leistung des Sichtkontakts als Gitter ausgeführt war.
Mit der 1545 in Hänichen einsetzenden Reformation wurde die Monstranz entfernt. Dem neuen lutherischen Verständnis folgend war Jesus Christus in der Hostie ausschließlich in der Feier des gemeinsamen Abendmahls real gegenwärtig und außerhalb des Gottesdienstes in der Verkündigung seines Wortes sowie im Handeln der Gläubigen. Die nunmehr leere Nische blieb als Ablage und zeitweilig vielleicht als kleiner Tresor in Gebrauch. Wahrscheinlich 1704 hing man die Gittertür aus und nagelte sie als Erinnerungsstück oder auch zur Stabilisierung auf die Innenseite der Sakristeitür. Diese Maßnahme ist später nicht mehr abgeändert worden. Als ungewöhnliches Zeugnis trug sie vielmehr dazu bei, dass man 1906 beim Umbau der Kirche das Türblatt pietätvoll bewahrte und es – noch heute dort zu finden – in den Zugang der neuen Nordempore versetzte.
In der Zeit seiner Entstehung stellte das Sakramentshaus für die Gläubigen anschaulich die Begegnung mit der Himmelswelt her. Einen Anhaltspunkt gaben dabei auch die Pflanzenmotive, die plastisch auf die Nähe des Paradieses hinwiesen. Nochmals gesteigert wurde dieser Eindruck durch die einst kräftige Bemalung des Sandsteins in Blau, Grün, Gelb und vor allem Rot, Gottes Herrschaft in der Welt anzeigend.

Standort des Sakramentshauses 1906
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