Impuls der Woche
1. Sonntag im Advent, 03. Dezember 2023
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sacharja 9)
Eine Regierung, die Gerechtigkeit auf dem Schirm hat und unabhängig von anderen Mächten ist, unabhängig auch von den dunklen Mächten. Das gibt es doch eigentlich nur in Märchen. Aber die Bibel ist kein Märchenbuch!
Mal nicht Profit vor Patient in den Kliniken unseres Landes. Mal nicht Parteidisziplin vor Gewissensentscheid. Mal nicht der Trump in uns mit dem tödlichen „Zuerst ich“.
Wenn dann auch noch „dein“ König kommt, also einer, der es gut mit dir meint, mit dir ganz persönlich. Besser geht Advent nicht!
Im gegenwärtigen System allerdings scheint diese Vision reine Illusion zu sein. Das Goldene Kalb ist bis heute das Maß aller Dinge und hat auch künftig Konjunktur. Bisherige Systeme waren noch nie gerecht im vollen Sinn. Daran ändern auch die gegenwärtigen „Könige“ nichts.
Das „siehe“ stört mich. Wo ist denn etwas von einem solchen König zu sehen? Wo man hinschaut – das Gegenteil davon. Die „Schere“ geht immer weiter auseinander. Vom Unglück wird profitiert. Solidarität – ja, wenn es nicht weh tut. Mitgefühl nur auf dem Papier und in wohlgesetzten Phrasen. Das alles mit Hilflosigkeit zu entschuldigen, ist mehr als eine faule Ausrede.
Aber „alle Jahre wieder“ können wir gerade in diesen Tagen beim genaueren Hinsehen (wenn wir uns Zeit dafür nehmen) manchmal Entdeckungen machen. „Dein König“ kommt tatsächlich – „in der Tat“ – zu uns. Leise und unauffällig.
Oft allerdings überhören wir IHN. Beispielsweise wenn es um Einsichten geht. Etwa: Ihr habt Euch in Euren Gedanken und Gefühlen, im Wollen und Wünschen ziemlich verrannt. Denkt Ihr endlich mal daran umzukehren? Umkehren zu dem, der Gerechtigkeit und Hilfe in Person und Aktion ist, der seit Jahrtausenden kommen möchte und im Kommen ist? Adventszeit ist nicht nur Erwartungszeit, auch Erinnerungszeit.
Gibt es sie noch – diese Chance, umzukehren zu IHM?
Wenn wir das doch mit den Augen unserer Herzen erkennen würden!
Das wünsche ich Ihnen und mir.
Pfr. i. R. Gottfried Schleinitz