Impuls der Woche
Sonntag, Trinitatis – “Dreifaltigkeit” 04. Juni 2023
Die (Er)Klärung der dogmatischen Formel von der „Dreieinigkeit Gottes“ (Trinität) ist den meisten auch christlichen Zeitgenossen so etwas wie die Quadratur des Kreises. Mit diesem Problem sind wir nicht allein. Der hochverehrte Doktor Martin Luther, der sich an viele Rätsel des Glaubens herangemacht hatte, tat sich spürbar schwer mit der Dreieinigkeit. Logisch, auch theologisch, ist da wenig zu machen, wenn es um Klärung dieses Sachverhalts geht. Irgendwie tröstlich in einer durchdigitalisierten Gegenwart.
Umso erstaunlicher, wie der Heilige Patrick einst in Irland den einheimischen „Heiden“ die Dreieinigkeit nahe zu bringen versucht hat. Er tat es mit sehr natürlichen Mitteln. Die drei Blätter im Wappen Irlands erinnern daran. Eine Erinnerung – weit über das Historische hinaus…
Umso verständlicher, dass wir auch heute versuchen, mit Symbolik dem Kern der Sache nahe zu kommen. Der Vergleich mit den drei Aggregatzuständen des Wassers wird gelegentlich bemüht, um zu verdeutlichen, dass es doch durchaus möglich ist: Eins erscheint als Drei – flüssiges, erstarrtes, verdampftes Wasser.
Geht noch mehr?
Vielleicht mit einem Vergleich: Da bin ich. Mein Leben vollzieht sich in verschiedenen Rollen: Ehepartner, Vater, Bruder, Freund, Kollege. Mein Leben vollzieht sich auf verschiedenen Bühnen: Ehe, Familie, Freundschaft, Nachbarschaft, Öffentlichkeit, Beruf, Freizeit.
So auch Gott?
Gott begegnet mir auch unterschiedlich in den verschiedenen Zeiten meines Lebens.
Ich versuche ein „Trinitatis-Telegramm“ zum Glauben an „Vater, Sohn, Geist“:
Der Vater: Ursprung, Herkunft, Rückbeziehung, Sicherheit.
Der Sohn: Gemeinschaft, Geschwisterlichkeit, Augenhöhe, Bindung, Verantwortung.
Der Geist: Übereinstimmung, Orientierung, Vergewisserung, Vertrauen.
Und ist es nicht wunderbar, dass wir Liebenden in unserer Beziehung verschiedene Namen für ein und denselben Menschen gebrauchen? Wie schön, wenn ich auch in meiner Beziehung zu Gott unterschiedliche Namen verwende, auf unterschiedliche Art unterwegs bin, mit unterschiedlichen Aspekten zu tun habe!
Schließlich: das Problem mit der Dreieinigkeit macht mir bewusst, dass alles, was mit Gott im lebendigen Zusammenhang steht, nie und nimmer definiert werden kann und muss. Bilder sind unsere Sprache, wenn ich mit Gott „ins Gespräch“ kommen möchte.
Gott ist und bleibt mein „Großes Geheimnis“.
Pfr. i. R. Gottfried Schleinitz