Impuls der Woche

5. Sonntag nach Ostern, Rogate, 05.05.2024

Das ist unser neuer IMPULS. Gott segne Sie an diesem Sonntag „Rogate“ (heißt: „Betet“). Seien Sie jetzt wieder offen für das, was nur von Gott kommen kann. Wieder wünschen wir Ihnen einen guten Anfang der neuen Woche. Heute kommt das Wort für die Woche aus dem 66. Psalm:

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. (Psalm 66)

Das ist es ja gerade! Wir denken manchmal, Gott hört uns nicht! Vermutlich kommt das davon, dass wir beim Beten denken, Gott will auch das, was wir wollen. Und wenn das „klappt“, sagen wir, er habe uns „erhört“. Da muss ich Ihnen „reinen Wein einschenken“. Beten geht anders. Beten „funktioniert“ nicht. Beten hat absolut nichts mit einer Wunschzettel-Praxis zu tun. Die kennen wir aus Kindertagen, wenn Weihnachten war. Beten „funktioniert“ ebenso wenig wie Gott „funktioniert“. Gebet ist eine „Beziehungs-Praxis“. Im Gebet praktizieren wir unsere Beziehung zu Gott. Wie immer wir uns ihn vorstellen. Im Gebet pflegen wir unsere Bindung an Gott, machen Gebrauch von unserer Gemeinschaft mit Gott. Beides geschieht: Wir vertrauen uns Gott an und wir vertrauen auf Gott. Im Gebet sind wir unterwegs zwischen Erde und Himmel. Auf Erden sind wir nur Gäste. Im Himmel ist unsere Herkunft und Zukunft.

Beim Beten werden wir ermutigt, manchmal sogar verändert. Wir gewinnen Kraft und finden Sinn. Unsere Seele kommt in Bewegung, kann Gewissheit und Zuversicht erneuern. Wir „profitieren“ vom Beten. Auch wenn unsere Wünsche nicht in Erfüllung gehen. Wer sagt denn, dass die Erfüllung unserer Wünsche das Beste für uns wäre! Die alte Weisheit kann uns guttun: „Nicht unsere Wünsche gehen in Erfüllung, aber seine Verheißungen“. Gottes Verheißungen sind keine Falschmeldungen.

Wenn Gebete in meinen Augen unerhört bleiben, hat Gott mich nicht „verworfen“. Das tut er nie! Daran sollten wir denken, wenn die berühmten Zweifel an uns nagen. Daran erinnert auch das Wort aus dem Psalm, das wir gelesen haben. Gott wendet seine Güte nicht von mir. Eine erstaunliche Zusage. In Zeiten, wie wir sie gegenwärtig erleben, haben wir verlässliche Informationen bitter nötig. Dieses Psalm-Wort ist eine solche zuverlässige Information. „Aus Gottes Hand“ sozusagen. Seine „Güte“ ist genau das, was mir guttut. Mein Grundvertrauen zu Gott besteht genau darin: Von Gott geht das aus und kommt das zu mir, was ich wirklich brauche. Diesen Zuspruch kann ich gar nicht oft genug hören. Diese Gewissheit kann ich mir gar nicht oft genug bewusstmachen. Die Psalmen der Bibel sind voll davon. Die Beter der Psalmen haben viel durchgemacht, Schlimmes erlitten. Aber wie sie an ihrer Überzeugung festhalten, dass Gott sie nie verlässt, ist erstaunlich. Nachahmung ist zu empfehlen. Bleiben Sie dran…

Voll Bewunderung schaue ich immer wieder und immer noch auf Szenen, in denen leidgeprüfte Menschen, Trauernde und Flüchtlinge – beten und beten und beten! Gebete angesichts von Massakern, die nur Wahnsinnige anrichten. Wahnsinnige auf beiden Seiten!

Wie beten wir für sie? Mit welcher Zuversicht? Mit welcher Nachhaltigkeit?

Pfr. i. R. Gottfried Schleinitz

>