Die Donatorentafel
Seit Anfang des Jahres 2018 erstrahlt sie wieder im alten Glanz: Die Donatorentafel in der Lindenthaler Gustav-Adolf-Kirche. Auf ihr sind Friedrich von Brösigke mit seiner Frau Magdalena von Zehmen und ihren 9 Kindern abgebildet. Die Familie von Brösigke gehört zum sächsischen Uradel. Bereits 927 soll der Urahn der Familie zusammen mit Kaiser Heinrich I. Brandenburg erobert, „die Wenden … ohn alle Erbarmung darin erwürget und die benannte Stadt mit lauter Sachsen … besetzet“ haben. Von 1560 bis 1790 war die Familie von Brösigke Lehns- und Gerichtsherr von Breitenfeld, dass kirchenrechtlich seit 1562 (2. Visitation nach der Reformation) nach Lindenthal eingepfarrt ist.
Friedrich von Brösigke wurde am 11. April 1604 am Stammsitz der Familie in Ketzür bei Brandenburg geboren. Nach erstem Unterricht bei Privatlehrern schrieb er sich zusammen mit seinem Bruder Adam 1625 an der Wittenberger Universität ein. 1628 wechselte er an die Leipziger Universität und studierte Jura. Die sich daran in der damaligen Zeit eigentlich anschliessende Kavalierreise durch Europa konnte er allerdings nicht antreten, da ihn sein Vater als Rechtsbeistand 1631 zurück nach Brandenburg beorderte und von ihm 1632 (1631 fand im Dreißigjährigen Krieg die Schlacht bei Breitenfeld statt) Breitenfeld übertragen bekam. 1640 heiratete er Magdalena von Zehmen und bekam mit ihr 9 Kinder, von denen 3 schon im Kindesalter starben. Als Lehns- und Gerichtsherr nahm er 1653 und 1660 an den Landtagen teil, wurde 1656 in die Kommission zur Grenz-ziehung zwischen dem Stift Merseburg sowie den Erzstiften Halle und Magdeburg sowie durch den sächsischen Churfürsten zum Assesor am Leipziger Ober-Hof-Gericht berufen. Ebenso wurde er Domherr zu Merseburg.
Friedrich von Brösigke starb am 8. Oktober 1661 und wurde zehn Tage später beerdigt. Den Trauergottesdienst hielt der damalige Merseburger Stifts-Superintendent Georg Berlich. Da sich dessen Leichenpredigt für Friedrich von Brösigke erhalten hat, war es möglich, die abgebildeten Personen zu identifizieren.
Ursprünglich gehörte das Gemälde zu einem Epitaph (Grabdenkmal), welches neben einer (bereits um 1750 nicht mehr lesbaren) Inschriftentafel noch die adligen Wappen der 8 Urgroßeltern als Ahnenprobe zeigte.
Die Restaurierung erfolgte durch Dipl.-Restauratorin Anke Noczinski aus Leipzig und kostete rd. 4.000 EUR. Diese wurden zu 70 % durch Denkmalschutzmittel des Freistaates Sachsen und der Sächsischen Landeskirche finanziert. Die restlichen 30 % (rd. 1.200 EUR) wurden durch unsere Kirchgemeinde getragen.
Steffen Berlich