Der Abendmahlstisch

„Wie schon geschrieben steht im 2. Mose 25,23: Du sollst einen Tisch machen aus Akazienholz …“ – mit diesem Wunsch trat Helge Voigt, der Pfarrer der Lützschenaer Hain- kirche, an mich heran. Statt des Akazienholzes wurde aus gestalterischen Gründen dann aber Eichenholz verwendet, um damit eine Brücke zur neuen Platte des restaurierten Altars zu schlagen. Aus nur „einem Tisch“ wurde so der Abendmahlstisch.
Bei seinem Entwurf habe ich mich intensiv mit der Thematik des Abendmahles beschäftigt und außerdem versucht, einschlägige Passagen der Bibel formgebend einzusetzen. Neben handwerklichen Hinweisen aus dem Alten Testament entdeckte ich für den Entwurf auch die spezielle Eignung der Zahl Drei. Bezogen auf die Dreifaltigkeit steht sie für das Konzept des Abendmahlstisches:
Er setzt sich zusammen aus drei Holz-platten, die mit jeweils drei Hauptschwalben an der Holzverbindung verzahnt sind. Die Breite des Abendmahlstisches beträgt ein Drittel der Höhe, und die Länge entspricht ungefähr der dreifachen Tischbreite.
Die Menschen verbindende Kraft des Abendmahles habe ich in den kraftvoll ausgearbeiteten Innenseiten zum Ausdruck gebracht. Mit einem Hohldechsel wurden diese in stun-denlanger Handarbeit herausgeschlagen, danach mechanisch geglättet und geschliffen. Spuren dieses Vorgehens wurden absichtlich beibehalten. Sie sollen – auch in übertragener Bedeutung – den Betrachter an das Wachsen in eine neue Gestalt erinnern.
Den Abendmahlstisch der Hainkirche sehe ich nicht nur als ein Symbol für eine lebendige Gemeinde, sondern er ist auch ein Zeichen für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Mit mehr als 70 Prozent Handarbeit – und damit ohne Einsatz anderer Energien – trug der Herstellungs-prozess zur Bewahrung der Schöpfung bei.

Clemens Gerstenberger

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