Die Kanzel

Die 1615 angeschaffte Kanzel besitzt aufgrund des gemeinsamen Meisterzeichens G. S. ein älteres und prächtigeres Gegenstück, das 1594 in Podelwitz aufgestellt worden war. Im Unterschied zu dort ist sie jedoch niemals mit einem Schalldeckel ausgestattet gewesen. Zu-nächst hatte die hiesige Kanzel ihren Ort an der rechten Seite des ehemaligen Triumphbogens und wurde spätestens 1874 einheitlich mit heller Farbe überstrichen. 1906 rückte sie, auf eine Säule gesetzt, an den jetzigen Platz. Mitte der 70er Jahre erfolgte wegen fehlender Benutzung ihr Abbau. Als sich während der Auslagerung zunehmend die alte Farbigkeit zeigte, entschloss man sich zur Restaurierung und stellte sie 1984, versehen mit einem kleinen Sockel, rechts am Triumphbogen zu ebener Erde auf. Weil diese Lösung nicht voll befriedigte, gab man ihr 2010 nach einer nochmaligen Überarbeitung den heutigen Standort.
Besonderes Interesse verdienen die an der Kanzel abgebildeten vier Wappen. Sie stehen nicht für verschiedene Stifter oder einst betei-ligte Amtspersonen, sondern zeigen in einer so genannten Ahnenprobe die standesgemäße Herkunft der Familie v. Üchteritz über zwei Gene-rationen hinweg. Schlüsselperson für die Erklärung und damit zugleich Stifter der Kanzel ist Bernhard v. Üchteritz, geb.1598. Er war 1615 – vielleicht noch unter Vormundschaft – Herr auf Lützschena und damals auch Kirchenpatron von Hänichen. Die vier Wappen weisen zusammen mit ihren – schon 1840 fast unkenntlichen – Beischriften auf folgende Personen aus der Fami-liengeschichte: Unter MATTHEVS (mit Engel): A[ndreas] v. Üchteriz, Bernhards Vater, †1606; unter MARCVS (mit Löwe): A[nna] M[aria] v. B[reitenbach], aus Krostitz, Bernhards Mutter; unter LVCAS (mit Stier): [Margaretha] v. Hacke, aus Oberthau, Bernhards Großmutter väterlicherseits, †1572; und unter JOHANNES (mit Adler): Dorothea v. Müncherode, aus Bockelnhagen (Eichsfeld), Bernhards Großmutter mütterlicherseits.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass eine offenbar in gleicher Art angefertigte Kanzel, Datum wie Ausstattung betreffend, in der Kirche von Lützschena aufgestellt war. Sie wurde, beschrieben zuletzt 1840, ein Opfer der dortigen Kirchenerneuerung von 1855. Beide Kanzeln trugen ursprünglich außerdem die Inschrift: Andreas Stange, Pfarrer. Er amtierte in Lützschena und Hänichen mit Quasnitz 1602 bis 1632.
Vor allem innerhalb des letzten Jahrhunderts erfuhr die Kanzel wiederholt substantielle Veränderungen. Eigentlich handelt es sich bei ihr um ein Werk der Spätrenaissance mit schon manieristischem Einschlag, wie die Ornamentik und die gelüsterten, d.h. metallisch glänzenden, Überzüge der Beschlagteile bezeugen.

>