Die kleine und die große Taufe

Der älteste Taufort befand sich, wie die archäologische Grabung von 2009 ergab, etwa in der Mitte des ehemaligen Kirchensaals. Bei dem Taufstein scheint es sich um ein stattliches Werkstück gehandelt zu haben, sein Fuß war noch bis zum Umbau 1906 auf dem Kirchhof zu sehen. Nach Einführung der Reformation versetzte man den Taufstein in den Altarraum, damit zugleich den Platz für das Gestühl im Kirchensaal erweiternd. Aus dem 18.Jahrhundert ist ein unterdessen verloren gegangener Taufengel aus Holz erwähnt. 110 cm lang und bemalt, schwebte er an einem Seil in den Altarraum und trug in seinen Händen die Schale, in die man das Wasser für die Taufe goß.
Als die Taufengel aus der Mode kamen, entschied man sich 1838 für die gegenwärtige kleine Taufe (58 x 78 cm), damals Tauftisch genannt. Sie stimmte mit dem eben fertig gestellten Exemplar für die Lützschenaer Schwesterkirche überein, das dort – nach Erlaubnis durch den Superintendenten – von dem auch für Hänichen zuständigen Pfarrer Ernst Moritz Reichel (1798-1863) als Dank für die Geburt seiner ersten Tochter nach 7jähriger Ehe gestiftet worden war. Beide Taufen, jeweils Eichenholz, waren Arbeiten des Tischlers und Instrumentenmachers Friedrich Wilde in Leipzig, der ihre Deckel so gestaltet hatte, dass man sie zugleich als Lesepult verwenden konnte. Während die Lützschenaer Taufe sich nicht erhalten hat, schaffte man für die hier benutzte später einen knaufverzierten Deckel an, der inzwischen ebenfalls verloren ging. Die runde Taufschale (42 cm), vermutlich 1855 umgegossen, besteht aus Zinn und ist mit einem ornamentalen Rand (Tau-Muster) und zwei beweglichen Henkelgriffen (von 1906?) versehen. Unterhalb der Taufschale findet sich auf dem Holzboden die Inschrift Zum Kirchweihfeste 1838 (am 19.November).

Die große Taufe (58 x 116 cm), die am Ende des Kirchenumbaus 1906 aufgestellt wurde und wahrscheinlich auf einen Entwurf des Architekten Conrad Hermsdorf zurückgeht, war der neuen Innenausstattung angepasst. Zur Zeit ihrer Nutzung scheint man die Schale der kleinen Taufe verwendet zu haben. Beachtenswert ist die fast schon übertriebene Art der Schrift auf dem Taufdeckel Wer da/ glaubet/ und ge-/ tauft wird/ der wird/ selig/ werden/ Marc.16,16. Die Buchstaben sind aufgemalt, auch wenn sie zunächst wie eine Intarsien-(Holzeinlege-)Arbeit wirken. Eine Restaurierung scheitert gegenwärtig aus finanziellen Gründen.

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