Archiv Impulse der Woche
Letzter Sonntag des Kirchenjahres, Ewigkeitssonntag, 24. November 2024
Nun der letzte SONNTAGSSIMPULS zum „Toten-Sonntag“ oder „Ewigkeits-Sonntag“. Gott segne Ihnen diesen Tag und diese Woche zwischen dem alten und dem neuen Kirchenjahr! Haben Sie wieder eine richtig gute Auszeit. Wir wünschen Ihnen eine gnädige neue Woche. Heute die Erinnerung, bereit zu sein, aufzubrechen, wach zu bleiben – wenn es soweit ist und wenn es darauf ankommt:
Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. (Lukas 12/35)
„Die Lenden umgürtet sein“.
Eine uralte Formulierung! Sie stammt aus der Zeit, als Nomaden in Zelten lebten. Wenn es galt aufzubrechen, hat man einen Gürtel um das lange Gewand gebunden. Das erleichterte das Laufen. Und es war auch wortloses Zeichen der Bereitschaft mitzuziehen und loszuziehen. Wir sind keine Nomaden. Wir haben einen festen Wohnsitz. Und manchmal sitzen wir sehr fest, zu fest!
Aus dem Lukasevangelium höre ich Fragen an uns. Anfragen wie diese „Bist du bereit, wenn Gott dich ruft?“ „Bist du bereit, in ein neues Leben, einen neuen Lebensabschnitt, aufzubrechen?“ „Bist du überhaupt bereit, etwas Neues anzufangen? Kannst du dir das vorstellen? Und freust du dich darauf?“
„Die Lichter brennen“.
Noch so eine uralte Formulierung. Freilich nicht ganz so alt. Sie gehört in die Zeit, als es noch kein elektrisches Licht gab. Ein Licht musste immer in Reichweite sein. Sicher auch, um daran andere Lichter anzünden zu können. Die Verantwortung dafür war überall genau geregelt.
Aus dem Lukasevangelium höre ich Fragen an uns. Anfragen wie diese „Ist genug Licht in dir und um dich, damit du sehen kannst, wohin es geht, wenn es so weit ist?“ „Sind dir genug Lichter aufgegangen, um den Weg zu finden, der dich in die Zukunft führt?“ „Holst du dir von Christus, dem Licht der Welt, genug Licht für dich?“ „Nimmst du dir die Zeit, das Licht des Evangeliums in dich einzulassen?“
Besonders in der letzten Zeit des Kirchenjahres kommen letzte Fragen auf uns zu. Nutzen Sie diese Zeit, um Antworten, Ihre Antworten, auf solche letzten Fragen zu finden! Ihr Schade wird es nicht sein.
Da werden für eine kleine Auszeit mal alle Rätsel – Ukraine, Russland, Palästina, Israel, Klimawandel, soziale Sicherheit, das Schicksal unserer Kinder und Enkel – Zweite Fragen. Sie werden bald genug wieder auf unserer Tagessordnung stehen.
Heute noch ein kleiner Impuls zur großen Zukunft – unserer Ewigkeit:
Wenn Gott Alles in Allem ist
Wenn Gott Liebe ist
Dann ist Alles auch Liebe.
Dann ist Liebe eine Seins-Form.
Dann kommt Alles, was „ist” aus der Liebe
Dann geht Alles, was „ist“ zurück in die Liebe.
Dann ist die gesamte „Schöpfung“ aus der Liebe geworden.
Dann ist das Universum kondensierte, manifestierte, inkarnierte Liebe!
Dann nimmt die „Große Liebe“ im Menschen (Ich und Du und Wir) durch Zeugung und Geburt irdische Gestalt in Raum und Zeit an. Solange ein Mensch lebt, bleibt das so.
In der „Großen Liebe“ (ohne Grenzen von Raum und Zeit) ist der Mensch als „Kleine Liebe” (mit den Grenzen von Raum und Zeit) ein Leben lang unterwegs.
Stirbt der Mensch, verwandelt sich seine Existenz als „Kleine Liebe“. Er wird das, was er vor seinem Erdenleben war.
Die „Kleine Liebe“ ist zurück in der „Großen Liebe”. Zurück in Gott. Im Ein-und-Alles.
Die „Kleine Liebe“ ist wieder Teil der „Großen Liebe“. Teil von Gott. Vom Ein-und-Alles.
Pfr. i. R. Dr. Gottfried Schleinitz
Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres, 17. November 2024
Wieder klopft der SONNTAGSIMPULS an Ihre Tür. Zum Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr. Gott segne diesen Tag, wie immer Sie ihn erleben werden. Haben Sie wie immer sonntags Ihre ungestörte Zeit für so manche Geschenke des Himmels. Wir wünschen Ihnen eine friedliche neue Woche. Dieser Impuls macht eindrücklich den Horizont unseres Lebens bewusst.
Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2.Kor.5/10)
Sogar von sogenannten Atheisten habe ich solche Töne gehört wie „Na wer weiß, wo ich mal landen werde!“ Und gemeint war nicht nur der Friedhof. Oder „Wenn es mit mir so weit ist, legen Sie mal ein gutes Wort für mich ein – Sie wissen schon!“ Und wieder war mehr gemeint als die Endstation im Grab. Oder „Ob der so jemand wie mich überhaupt nimmt?“ Immer gehen solche Bemerkungen, so flapsig sie zunächst klingen mögen, weit über dieses (irdische) Leben hinaus! Offenbar ahnen Menschen mehr, als sie zugeben wollen. Und wir brauchen nicht drum herumreden – wir alle gehören dazu.
Es ist wohl das Wort „Richterstuhl“, das mehr oder weniger Angst macht. Vor Gericht kann es halt auch passieren, dass es mich erwischt. Und was dann? Dass der Große Apostel vom „Richterstuhl Christi“(!) spricht, muss Gründe haben. Es sind in der Tat gute Gründe, sogar gnädige Gründe. Lassen Sie es mich so formulieren: Nach dem Tod, wenn mein irdisches Leben abgeschlossen ist, und am Beginn der Ewigkeit, von da ab es keine Zeit mehr gibt, geschieht es. Dann werden wir Ihm begegnen, obwohl sich das niemand vorstellen kann. Dann brauchen wir keine Rolle mehr zu spielen und es kann alles offenbar werden, was mit uns gewesen war und ist. Dann werden wir ein letztes Mal „ausgerichtet“ (nicht hingerichtet!) auf das Andere Leben, für das wir bisher nur den Arbeitsbegriff „Ewigkeit“ benutzen. Dann kann uns wirklich nichts mehr passieren. Dann ist nicht Alles aus, sondern Alles neu!
Das könnten Gedanken sein, mit denen wir uns beschäftigen sollten in der letzten Woche vor dem Totensonntag oder besser Ewigkeitssonntag. Und wir müssen nicht in Angst versetzt werden, sondern in Spannung und Neugier. Lassen Sie ruhig Ihrer Fantasie freien Lauf – wie wird es sein…?
Pfr. i. R. Dr. Gottfried Schleinitz
Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres, 10. November 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Mt 5,9)
Seit die Welt besteht, ist das wohl einer der häufigsten Wünsche: Es möge Frieden sein. Und seit die Welt besteht, gibt es wohl auch die Erkenntnis, dass dies kaum zu erreichen ist.
Deshalb, wenn Jesus diesen Wunsch in seinen Seligpreisungen anspricht, spricht er vielen aus dem Herzen – auch uns, die wir kaum noch wissen, wohin wir sehen oder hören sollen, um nicht Krieg und Kriegsgeschrei wahrzunehmen.
„Selig sind die Frieden stiften“ – genauer: „die, die Frieden machen“. Darum geht es, Frieden machen. Aktiv werden für Frieden. Wie können wir schon aktiv werden? Wir verstehen ja noch nicht einmal die Mechanismen der Kriege, die der bekannten in der Ukraine und in Israel, aber auch nicht die der nicht weniger schlimmen, kaum in unseren Wahrnehmungskreis gelangenden Krieg an verschiedenen Orten in Afrika. Die Sehnsucht bleibt nach einem Weltfrieden.
Wir leben Gott sei Dank in einem Land, in dem Frieden herrscht – schon seit vielen Jahren. Viele Menschen kennen Krieg nicht aus persönlichem Erleben. Aber wie sieht es in unserem eigenen Leben aus, wie friedlich sind unsere Beziehungen, unsere Familien oder die Situation an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Häusern?
Wo ist unser Platz, zum Frieden beizutragen, Frieden „zu machen, zu stiften“, Frieden zu bewahren? Frieden heißt, dass unsere Beziehungen friedvoll sind – unsere Beziehung zu uns selbst, zu den anderen, unserem Nachbarn, Nächsten aber auch zu Gott. Frieden fängt im Kleinen an und wird von dort wachsen.
Nur bei dieser Seligpreisung heißt es, dass das Ergebnis ist, „denn sie werden Gottes Kinder heißen“. Wenn wir aktiv dort, wo wir sind, suchen, für Frieden einzustehen mit unserm Handeln und Reden, dann heißen wir Gottes Kinder – wir werden als zu Gott gehörig erkannt. Als solche können wir eine Alternative aufscheinen lassen zu dieser unfriedlichen Welt! Friede sei mit Euch!
Komm Herr segne uns
3. Strophe:
Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen – die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.
Jeden Freitag 14 Uhr trifft sich in Lindenthal eine kleine Gruppe zum Friedens- und Versöhnungsgebet. Vor über zehn Jahren ins Leben gerufen beten sie in der Erinnerung an die Zerstörung von Coventry im Zweiten Weltkrieg um Versöhnung in dieser Welt. Seien Sie wieder eingeladen, mit Ihnen das folgende Gebet zu sprechen – gern auch an jedem Freitag 14 Uhr erneut.
Versöhnungsgebet von Coventry:
Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. (Römer 3, 23)
Den Hass, der Nation von Nation trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse, Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist, Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet, Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen, Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge, Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht, Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott, Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4, 32)
Pfr. Dr. Markus Hein
23. Sonntag nach Trinitatis, 03. November 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
“Dem König aller Könige und Herrn aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, dem sei Ehre und ewige Macht!” | 1. Tim 6,15b.16a.c
Es klingt etwas seltsam in unseren Ohren: „der allein Unsterblichkeit hat“. So wird hier Gott beschrieben, der „König aller Könige und Herr aller Herren“. Dieser Gott ist zu ehren und ihm gebührt ewige Macht. Herren und Könige kommen und gehen, das war in den Geschichten der Bibel so, in den vielen Jahrhunderten danach, und das ist auch heute noch so. Sie sind nicht unsterblich und das ist gut so. Als Christen glauben wir nur einen unsterblich, glauben wir nur einen als den, der das Leben schlechthin darstellt: Gott, der diese Welt und damit auch uns Menschen erst ins Leben gerufen hat; Gott, der uns Menschen in seine Unsterblichkeit mit hineinnehmen will, der uns durch Jesus Christus und seine Auferstehung einen Weg in diese Ewigkeit gezeigt und angeboten hat.
Wie oft müssen wir die Vergänglichkeit unseres Lebens, dieser Welt zur Kenntnis nehmen. Nicht nur wenn ein geliebter Mensch stirbt – nein, schon wenn ich in den Spiegel schaue, kann ich die Vergänglichkeit sehen. Heute gibt es eine ganze Generation, die sich als die „letzte Generation“ wähnt, die in ihrer Angst vor der Vergänglichkeit zu drastischen Mittel greift, um andere aufzurütteln, diese Vergänglichkeit der Welt vielleicht noch einmal aufzuhalten.
Der Wochenspruch mahnt, nicht den falschen Königen und Herren nachzulaufen; nicht Ehre, Kraft und Geld zu geben, dem, was keinen Bestand hat; nicht für die falschen Könige und Herren zu leben, wenn sie doch auch nur untergehen werden.
Wir können und sollen uns nicht damit abfinden, dass sowieso alles irgendwann vorbei sein wird. Wir sehnen uns danach, nicht unterzugehen, wie sehnen uns nach Unvergänglichkeit, nach Ewigkeit – nach Leben ohne Tod.
Mit seinen Worten:
„Dem König aller Könige und Herrn aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, dem sei Ehre und ewige Macht!“
gibt der Briefschreiber dieser Sehnsucht eine Antwort, ein Ziel: Gott ist es, der bleibt, „der allein Unsterblichkeit hat“.
Wenn wir längst nicht mehr über diese Erde gehen, ja wenn diese Erde vergangen sein wird, steht sein Name immer noch, ist er immer noch.
Und in dieser immer noch, in diese Unsterblichkeit, diese Ewigkeit nimmt Gott uns hinein durch seinen Sohn, dessen Auferstehung, dessen Überwindung der Sterblichkeit wir jeden Sonntag feiern. „Jesus lebt, mit ihm auch ich, Tod, wo sind nun deine Schrecken“ heißt es in dem Osterlied Gellerts und meint genau das, was Paulus hier anklingen lässt: „Dem …, der allein Unsterblichkeit hat, dem sei Ehre und ewige Macht!“. Amen
Pfr. Dr. Markus Hein
22. Sonntag nach Trinitatis, 27. Oktober 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
vor einiger Zeit äußerte eine Frau mir gegenüber ihr Unverständnis über die allsonntägliche Beichte und Sündenvergebung im Gottesdienst. Sie fragte, ob die gesamte Woche über getan werden kann, was jeder und jede will und sonntags dann mit dem Sprechen des Sündenbekenntnisses einfach alles wieder gut sei?
Nein, ich finde, ganz so einfach ist es nicht. Die Sünden werden vergeben demjenigen, der „von Herzen auf Tod und Auferstehung Jesu Christi vertraut“. Und wer das aufrichtig tut, kann gar nicht Gottes Willen und Gottes Richtlinien missachten, wie sie beispielsweise in der Bergpredigt aufgeschrieben sind.
Schon das Alte Testament beschreibt, wie immer wieder Menschen aufgestanden sind und ihre Mitmenschen daran erinnert haben, daß unser Verhalten nicht egal ist, sondern Folgen hat, für uns selbst, für unser soziales Umfeld, für die Welt insgesamt. Der Prophet Micha war einer dieser Mahner. Einige seiner Worte sind für den heutigen 22. Sonntag nach Trinitatis Predigttext:
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott (Micha 6,8)“.
Es ist dir gesagt Mensch: Da gilt keine Einschränkung, das wendet sich nicht an den- oder diejenige, sondern es richtet sich an alle Menschen zu allen Zeiten. Und es geht nicht nur um einen Teilbereich unseres Lebens, nur um den Sonntagvormittag etwa, während daheim oder bei der Arbeit dann ganz andere Spielregeln gelten dürfen. Hier geht es ums Ganze. Um mein ganzes Leben als Mensch und Mitmensch. Wenn ich mit Gott verbunden bin, dann bekomme ich Leitlinien mit für meinen Weg. Die klären nicht alles und sie regeln nicht alles. Aber sie helfen mir, Entscheidungen zu treffen und meinen Weg zu finden. Und sie bewahren mich davor, routiniert und selbstvergessen und gottvergessen fraglos vor mich hin zu trotten.
Micha erinnert hier an drei große Gesichtspunkte auf dem Weg zum Gutsein:
Demütig sein vor Gott, damit ist wohl gemeint, sich selbst nicht zum Mittelpunkt allen Geschehens zu machen, sich seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst zu bleiben. In gewisser Weise eröffnet diese Haltung auch eine Hörbereitschaft. Als Geschöpf Gottes muss ich nicht selbst Gott spielen oder ihn beeindrucken, denn Gott hat sich ja für mich entschieden. Und als Mitmensch bin ich aufgerufen, Liebe zu üben, meinem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen, Zeit und Brot oder Geld zu teilen, zuzuhören. Ich bin nicht besser als andere Geschöpfe Gottes und habe auch kein Recht, auf ihnen herumzutrampeln. Der Prophet Micha geht davon aus, dass sich diese Haltung einüben lässt, weshalb er den dritten Hinweis gibt. Gottes Wort zu halten ist der Weg, mit Gott in Verbindung zu bleiben, sich an ihm zu orientieren und meinen Alltag von ihm prägen zu lassen. Jeden Tag neu versuchen, als Christenmensch glaubwürdig unterwegs zu sein. Auch hier gilt, unsere Haltung zu Gott spiegelt sich in unserem Verhalten zu unseren Mitmenschen. Sicher können wir als einzelne nicht die große Weltordnung ändern. Aber wir können Projekte unterstützen, denen es darum geht, mehr Menschen auf der Welt zu ihrem Recht zu verhelfen. Amen
Pfr. Maria Barthels