Die Fenster der Südempore

Mittelfenster. Es ist eingefasst von Ranken, deren Blüten an stilisierte Disteln erinnern, die als Sinnbild des beschwerlichen Lebens, aber auch der Treue gelten. Oben ist das Rankenwerk zurückgedrängt durch das Bild eines musizierenden Engels. Er bläst auf einer Schalmei zum Lobe Gottes und wendet sich dabei in Richtung Altarraum, in dem die für das Christentum grundlegenden Tatsachen Weihnachten, Ostern (im Altargemälde), Pfingsten dargestellt sind. Das Mittelbild – bewusst im Blick auf die Weiße Elster gewählt – erzählt vom Fischfang des Petrus zusammen mit seinem Bruder Andreas auf dem See Genezareth (Evangelium des Matthäus, Kapitel 4, Vers 18-20). Dort werden beide von Jesus von Nazareth zu Jüngern berufen und sollen künftig „Menschenfischer“ sein. Der darunter stehende Text, ebenfalls aus dem Matthäusevangelium (Kap. 13,47), beschreibt das Vorhaben nochmals: DAS HIMMELREICH IST GLEICH / EINEM NETZ, DAS INS MEER GE- / WORFEN IST, DAMIT MAN / ALLERLEI GATTUNG FÄNGT.
Linkes und rechtes Seitenfenster. Beide zeigen wiederholt einen wechselseitigen Bezug: Der schwebenden Taube links oben, Symbol für den Beginn des christlichen Lebens durch die Taufe, ist rechts gegenübergestellt die erhoffte Krone des ewigen Lebens (Offenbarung des Johannes, Kapitel 2, Vers 10). Ebenso weist das Rankenwerk links mit dem Motiv der Lilie auf die Reinheit und die in der Taufe geschenkte Neuschöpfung hin, rechts dagegen interpretiert die Rose die Verflochtenheit von Liebe, Freude und Schmerz im Lauf des Lebens. Der brennende sechsarmige Leuchter im unteren Feld bezieht sich möglicherweise auf die biblische Sechstagewoche. Seine Doppelung umschreibt dann die immer neu bestehende Forderung einer christlichen Lebensgestaltung.
Die vorgehangenen Glasbilder von Martin Luther und Philipp Melanchthon beabsichtigen nicht nur das Gedenken an die beiden Reformatoren, sondern erinnern gleichfalls an die heutige Umsetzung eines Lebens in evangelischer Sicht.

>