Die Glasgemäldefenster

Durch ihren guten Erhaltungszustand und das noch immer geschlossen vorhandene Programm zählen die Glasgemäldefenster der Hainkirche inzwischen bereits zu den Ausnahmen in Leipzigs Umland.
Ihre Anfertigung erfolgte 1906 in der renommierten Dresdner Firma Bruno Urban (1851-1910). Sie haben in Sachsen öfter fast übereinstimmende Entsprechungen, aber der Name des Künstlers, auf den die Kartons (Vorlagen) zurückgehen, hat sich anscheinend in keinem Fall überliefert. (Hinter dem Monogramm K.B.B., Nordempore, rechtes Fenster unten, verbirgt sich vielleicht der ausführende Glasmaler.)
Stilistisch einzuordnen sind die Fenster der Hainkirche in den Beginn einer neuen Darstellungsweise, die gegen 1900 in der sakralen Glasmalerei üblich wurde. Seither wuchs das Interesse, die biblische Geschichte, oft unter Einbeziehung von Landschaft und eigener Lebenswelt, in einer möglichst zeitnahen Aussage zu vermitteln.
Diesem Ziel entsprach auch eine sich wandelnde Technik. Sie ließ das bemalte Glas in der Ansicht nicht mehr nur seidig geglättet (und „süßlich“) erscheinen. Sondern sie setzte jetzt – gut sichtbar aus der Nähe in den beiden mittleren Emporenfenstern – verstärkt belebende Lichteffekte ein, u. a. erreicht durch Bespritzen mit Wasser oder Stupfen mit einem Pinsel.
Um das neue Konzept besser umsetzen zu können, erweiterte man ebenfalls die Farbenpalette der Gläser, die immer variabler bis zum kräftigsten Ton Verwendung fanden. Die da-durch erreichte Leuchtkraft zeichnet auch die Fenster der Hainkirche aus und gibt ihnen besonders bei Sonneneinstrahlung und trotz der seit 2002 dämpfenden Schutzverglasung einen hohen Rang.
Zu verdanken sind diese unterdessen sehr wertvollen Glasgemälde der Spendenfreudigkeit einzelner Gemeindeglieder, deren Namen man jeweils im unteren Randstreifen lesen kann. Um Kosten zu sparen, hatte sich wie andernorts die oberste Kirchenbehörde auch in Hänichen zu-nächst für eine einfache Bleiverglasung als Grundausstattung ausgesprochen, und zwar ähnlich der Art, wie sie heute noch unter den Emporen und in den Treppenhäusern vorhanden ist. Eine Ausschmückung der Kirche zusätzlich mit figürlicher Glasmalerei war dagegen der Gemeinde selbst überlassen.
Die Wahl der Themen in den Fenstern bietet ein zusammenhängendes Programm. Im Altarraum werden ergänzend zum Ostergeschehen (abgebildet in dem 1906 schon vorhandenen Altar) mit Weihnachten und Pfingsten weitere zwei für das Christentum grundlegende Ereignisse gezeigt. Anders dagegen im Kirchenschiff, dem Platz der Gemeinde. Dort verdeutlichen die Emporenfenster wesentliche Bezugspunkte des christlichen Glaubens. Zum einen veranschaulichen sie in den beiden Mittelfenstern zeitnah die Botschaft des Jesus von Nazareth, der zur Nachfolge und zu bleibender Treue auffordert. Zum anderen erinnern sie durch Symbole in den Seitenfenstern an den christlichen Lebensweg unter Hinweis auf die Heilige Taufe, das Heilige Abendmahl und das Jüngste Gericht. Die Auswahl des Programms bis hin zu den erklärenden Bibelworten geht wahrscheinlich auf den damaligen Ortspfarrer Karl Martin Meltzer (1862 – 1935, Pfarrer in Lützschena 1900-1914) zurück.

Weihnachtsfenster, Foto Steffen Schumann
Die Fenster der Nordempore
Pfingstfenster, Foto Steffen Schumann
Die Fenster der Südempore
Ostfenster in der Sakristei, Foto Steffen Schumann
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