Station 2

LÖSUNG:

Richtig ist A.

Josef und Maria waren Juden und keine Christen. Sie lebten nach den jüdischen Gesetzen und Bräuchen. Die jüdische Ehe besteht aus zwei Teilen. Die erste Zeremonie wird Qidduschin genannt. Qidduschin (Qidduschim) ist eine Pluralbildung zu Qiddusch, „Heiligung”. Darunter wird speziell die Heiligung durch Eheschließung verstanden. Allerdings geht es dabei um den juristischen Aspekt der Eheschließung, während die Heimholung der Frau in das Haus des Mannes zu einem viel späteren Zeitpunkt erfolgen kann. Die Übersetzung „Antrauung” wäre vielleicht tatsächlich angemessen. Es handelt sich jedoch um mehr als nur eine Verlobung ( אירוסין). Die Antrauung ist vollgültig und kann nur per Get (Scheidebrief) gelöst werden.

Aber nach der Qidduschin-Zeremonie lebt das Paar noch nicht zusammen.

Nach einigen Monaten findet eine zweite Zeremonie namens Nissuin statt. In der Bibel heißt es dazu: „Ein Mann soll Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden”. Nach der Nissuin-Zeremonie beginnt das Paar zusammenzuleben.

Qidduschin ist vertraglich. Die Zeremonie begründet Rechte und Pflichten zwischen den Partnern und ihren Familien. Im Judentum wird diese Zeremonie nicht nur als ein symbolischer Akt angesehen, sondern gleichzeitig auch als ein Rechtsgeschäft. Es muss präzise rechtliche Formulierungen geben. Im Gegensatz dazu findet Nissuin in einem privaten Raum statt, es ist nur ein Zeugnis der Zweisamkeit des Paares.

Es gab also nicht den Brauch der Verlobung mit anschließendem Austausch des Eheversprechens, wie wir ihn kennen.

Die Bibelübersetzer haben Qidduschin jedoch meist mit Verlobung übersetzt, also aus christlicher Sicht, und so werden wir als heutige Leser verwirrt. „Vertraut“ oder „anvertaut“ steht also für eine feste Verbindung. Josef und Maria waren also Mann und Frau, als sie zur Volkszählung gingen.

Der Lützschenaer Krippenweg ist eine gemeinsame Aktion von:

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